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Ein Ausschnitt des Buchcovers zeigt eine Person in weiße Tücher gewickelt

Birgit Haehnel: Weiße Umhüllungen - Weiße Verblendungen. Zur textilen Konstruktion von whiteness, Böhlau Verlag 2024

Prof. Dr. Birgit Haehnel, Lehrende und Forschende am Institut für Kunst / Kunstpädagogik und im Fachgebiet Textiles Gestalten an der Universität Osnabrück, publizierte 2024 ihr neuestes Buch, das sich mit der kunst- und kulturhistorischen Bedeutung weißer Textilien vorrangig im deutschsprachigen Raum auseinandersetzt. Dieses Thema ist von besonderem Interesse für Studierende und Forschende, bietet es doch tiefgreifende Einblicke in die kritische Weißseinsforschung. In „Weiße Umhüllungen“ wird die Konstruktion von Whiteness als ein soziales Machtkonstrukt untersucht. Haehnel beschreibt, wie weiße Textilien historisch und kulturell eine vermeintliche Neutralität erzeugen, während sie gleichzeitig die zugrunde liegenden Strukturen der Ausgrenzung und Diskriminierung aufrechterhalten. Weiße Textilien werden nicht nur als Bekleidung, sondern auch als visuelle Signale weißer Herrschaft und rassifizierender Symbole betrachtet. Die Autorin findet Anregungen bei zeitgenössischen Künstler:innen, die diese Stoffe verwenden, um ihre Kritiken an der europäischen Dominanzkultur auszudrücken.

Ein zentraler Aspekt der Arbeit ist die Analyse des so genannten Reinheitsgebots weißer Textilien. Haehnel zeigt auf, wie dieses Gebot sowohl in materiellen Objekten als auch in visuellen Darstellungen biopolitische Interessen manifestiert. Der Ursprung dieser Konzepte ist von christlichen Diskursen abgeleitet, die im Zuge der Säkularisierung im 19. Jahrhundert zunehmend auf den Hygienediskurs in der Moderne übertragen wurden. Die Autorin spannt den Bogen von historischen Ereignissen wie dem Kolonialismus und dem Nationalsozialismus über die gesellschaftlichen Bedingungen in der DDR und der BRD bis in die heutige Zeit.

Die Untersuchung macht deutlich, dass die mit Sauberkeit assoziierte gesellschaftliche Ordnung der Überlegenheit ästhetisch in weißen Textilien sichtbar wird. Dies verdeutlicht nicht nur die Farbästhetik der Stoffe, sondern auch die spezifischen Herstellungsverfahren, die in die Materialien eingewirkt sind. Haehnel bietet damit einen vertiefenden Einblick in die Verknüpfung von rassistischen Diskursen, ästhetischen Normen und gesellschaftlichen Ordnungen.

„Weiße Umhüllungen - Weiße Verblendungen“ richtet sich an ein breites Publikum, einschließlich Studierender und Forschender der Gender und Postcolonial Studies, Soziologie sowie Kunst- und Textilethik. Die Publikation eignet sich sowohl als Lehrbuch als auch als wertvolles Nachschlagewerk für alle, die sich mit intersektionalen Diskursen rund um Macht, Rasse und die Rolle von Textilien in der Gesellschaft befassen.

Im Sommersemester 2024 bot Birgit Haehnel erstmals das Seminar „Konstruktion von Whiteness“ im Studiengang Kunst / Kunstpädagogik an. Ziel des Seminars war es, den Diskurs über Whiteness intensiv mit den Studierenden zu ergründen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich kritisch mit den damit verbundenen Fragen auseinanderzusetzen.

Das Buch ist in der Universitätsbibliothek Osnabrück sowohl als online Ausgabe als auch als Printversion verfügbar: https://www.ub.uni-osnabrueck.de